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Feedback oder Feedforward? Wie Ihr Unternehmen durch positive Mitarbeiterbefragungen effektiver wird

»Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht ungeschehen gemacht werden.« Als Lady Macbeth im 5. Akt von Shakespeares Tragödie »Macbeth« von ihren eigenen Dämonen, Mord und Anstiftung zu Mord, eingeholt wird, ist es bereits zu spät. Ihr Versuch, für sich und ihren Ehemann Thron und Krone zu stehlen, scheitert schliesslich kläglich.

Zu gross ist die Schuld, die beide in ihrer Gier nach Macht auf sich geladen haben. Geistige Umnachtung und ein unerträglich schlechtes Gewissen folgen auf dem Fusse. Ganz zu schweigen davon, dass das erschlichene Königreich verloren und Lady Macbeth samt Ehemann am Ende dieses Bühnenstücks tot sind. Das Feedback auf die Missetaten des Paares war also nicht gerade positiv. 

So schlimm sollte es in einem zeitgenössischen Unternehmen natürlich nicht einmal ansatzweise kommen. Was aber kann uns die Feststellung, »Was geschehen ist, kann man nicht ungeschehen machen«, lehren? Wie können wir in Unternehmen mit Dingen, die schiefgelaufen sind, umgehen, ohne »Schuldige« zu finden und sie an den Pranger zu stellen? Und dadurch eine ohnehin schwierige Situation weiter zuzuspitzen? Wie können wir als negativ empfundene Erfahrungen ins Positive wenden? 

Der sprichwörtliche Dolch im Rücken, also Anschuldigungen, Vorwürfe oder Beschwerden, ist ein denkbar schlechter Weg, wenn es darum geht, grosse und kleine Krisen innerhalb der Firma zu bewältigen. Diese »Methode zur Bewältigung« ist noch immer regelmässig die traurige Realität. 

Interne Umfragen sind dabei ein beliebtes Mittel, um Missstände aufzudecken. Das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter können Sie mit einer negativen Ausrichtung der Befragung jedoch nicht gewinnen. Wer möchte schon gerne, dass man mit dem Finger auf ihn zeigt? Bei den meisten Mitarbeiterbefragungen geht es nämlich ausschliesslich um die Vergangenheit – das, was getan ist und sich nicht mehr ändern lässt. 

Das bedeutet nicht, dass Befragungen grundsätzlich schlecht sind. Im Gegenteil, Unternehmen müssen natürlich herausfinden, was ihre Angestellten im Arbeitsumfeld bewegt, im positiven wie im negativen Sinn. Wachstum ist nur da möglich, wo die Hindernisse beseitigt sind. 

Statt das rückwärts gerichtete Feedback Ihrer Mitarbeiter zu fordern, möchte ich Sie ermutigen, ein Feedforward zu installieren, eine Mitarbeiterbefragung, die positiv in die Zukunft gerichtet ist. Kritisiert wird bei einem Feedforward nicht, was in der Vergangenheit alles schiefgelaufen ist. Stattdessen bitten Sie ihre Mitarbeiter um Vorschläge, wie es in Zukunft besser gehen kann. Ihre Angestellten sind diejenigen, die bei den einzelnen Arbeitsprozessen am besten beurteilen können, was man verbessern kann. Sie sind es schliesslich, die diese Arbeit tun! Das gilt für einen Arbeitsplatz im Büro genauso wie für die Arbeit in der Fabrik. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, entsprechende Vorschläge zu machen. Losen Sie zum Beispiel Prämien für innovative Vorschläge aus. Wenn Sie Ihr Team so motivieren können, wird sich das entsprechend positiv auf den Erfolg Ihres Unternehmens auswirken.

Das Feedforward hat seine Wurzeln in der Positiven Psychologie. Diese relative junge Forschungsrichtung innerhalb der Psychologie konzentriert sich darauf zu erforschen, was das Leben lebenswert macht und welche Eigenschaften und Rahmenbedingungen Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit stärken.

Wie können Sie die Feedforward-Befragung am besten gestalten? Was sollten Sie berücksichtigen?

Zunächst einmal sollten Sie die Kehrtwende von Feedback zu Feedforward offen kommunizieren und ausnahmslos alle von der Putzfrau bis zum Chef sollten sie vollziehen! Ihre Mitarbeiter müssen darauf vertrauen können, dass Sie ihre Bedürfnisse nach guten Arbeitsbedingungen ernst nehmen und alles Machbare auch realisieren. Zufriedene Menschen arbeiten gern und besser.

Befragen Sie Ihre Mitarbeiter pulsartig mehrmals im Jahr. Das hat gegenüber einmaligen Befragungen den Vorteil, dass zum einen Verbesserungen viel schneller umgesetzt werden können. Zum anderen, und das ist mindestens ebenso wichtig, dient diese Art der Befragung als Teambarometer. Sie wissen stets, wie es um Ihr Betriebsklima bestellt ist. Schnelle Korrekturen sind möglich, so dass sich eine schlechte Stimmung im Betrieb gar nicht erst festsetzen kann.

Zufriedenheit und Motivation der Belegschaft gedeihen durch vier Treiber:

  • Belohnung – immateriell, z. B. durch Anerkennung, und materiell in Form von Gehalt
  • Autonomie – das Gefühl der Kontrolle über das eigene Tun
  • Kompetenz – Aufgaben meistern und dadurch zum Experten werden
  • Zweck – die Aufgabe sollte zielgerichtet sein

Diese vier Antriebe können Sie den Bedürfnissen Ihres Unternehmens entsprechend mit Unterpunkten in einem Fragebogen immer weiter verfeinern. Je differenzierter Ihre regelmässigen Befragungen werden, desto präziser werden auch die Ergebnisse sein. In der Folge können Sie gezielt Massnahmen ergreifen, die die Zufriedenheit und Produktivität Ihres Teams steigern. Ein solcher Fragebogen ist nicht statisch, sondern lässt sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln.

Vertrauen Sie der Sachkenntnis Ihrer Angestellten und versetzen Sie sie in die Lage, eigenverantwortlich und damit zielorientiert für Ihre Firma zu arbeiten. Ihre Mitarbeiter können mit Sicherheit noch viel mehr Schätze als bisher für Sie bergen. Wenn Sie sie dabei unterstützen!

Ihr Guido Roos