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Spielen Sie eine Schneeballschlacht anstatt übers Glatteis zu schlingern – Zeitmanagement auch vor Weihnachten

Die hohen Tannen atmen heiser im Winterschnee, und bauschiger schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser. Die weißen Wege werden leiser, die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern: Im grünen Ofen kracht ein Scheit und stürzt in lichten Lohgewittern, und draußen wächst im Flockenflittern der weiße Tag zur Ewigkeit.

Rainer Maria Rilke

Oder zeitgenössischer: Weihnachtsmärkte in den Städten, Weihnachtslieder aus allen Lautsprechern, Weihnachtsdekoration in den Auslagen, Weihnachtsfilme im Fernsehen, Weihnachtsvorfreude – überall. Glühwein trinken, Schlittschuh laufen, dem leise rieselnden Schnee zuschauen, Schneemänner bauen, Freunde treffen, am Kamin sitzen und lesen.

Wirkt diese Vorstellung von Adventszeit auf Sie entspannend oder schrillen bei Ihnen innerlich alle Alarmglocken los? Sie würden schon gerne wollen, aber allein bei dem Gedanken daran, was Sie in der kurzen Zeit vor Weihnachten noch glauben, unbedingt erledigen zu müssen, tritt Ihnen der Angstschweiss auf die gestresste Stirn. Jedes Jahr. Immer um die gleiche Zeit. Und jedes Mal etwas heftiger, denn die Ansprüche steigen – die Ihren.

Woran liegt das nur? Wir wissen doch, was gegen Jahresende auf uns zukommt, und zwar jedes Jahr! Dennoch gehören Zeitnot und damit Gehetztsein zu den Hauptfaktoren, die uns die Vorweihnachtszeit so richtig vergällen können. Dabei nehmen wir uns jedes Jahr aufs Neue vor, die Adventszeit langsamer zu gestalten. Uns auf das Ereignis, das wir feiern werden, zu freuen und im wahrsten Sinne des Wortes zur Besinnung zu kommen. Das Gegenteil tritt ein.

Wenn Ihnen das regelmässig so passiert, überprüfen Sie einmal Ihr Zeitmanagement, Ihr berufliches wie ihr privates. Wird Zeitdruck für Sie nur in der Vorweihnachtszeit zu einem Problem oder ist es eventuell ein Thema, welches Sie das ganze Jahr über begleitet?

Beginnen wir mit der Zeit als Ganzjahresthema. Es gibt unzählige Methoden für das Time Management, deshalb nenne ich hier nur einige wenige. »10–10–10« etwa ist eine Methode, um Entscheidungen zu treffen. Was sind für mich die Konsequenzen in 10 Minuten, 10 Monaten, 10 Jahren? Bei »High Value Activities« geht es darum, wichtige, wertschöpfende Aktivitäten von Zeitfressern zu unterscheiden. Wenn Sie eine To-do-Liste führen, kann es sinnvoll sein, auch eine Not-to-do-Liste zu führen, mit deren Hilfe Sie Arbeiten, die Sie nicht mehr (selbst) tun möchten, ermitteln. Das »Pareto-Prinzip« kann Sie dabei unterstützen, den Zeitaufwand zu identifizieren, den eine Aufgabe unbedingt in Anspruch nehmen muss, um den Auftraggeber zufriedenzustellen. Das ist gleichzeitig ein hervorragendes Mittel gegen Perfektionismus. Ist Ihr Vorgesetzter oder Ihr Kunde möglicherweise auch mit einem einfach gesprungenen Rittberger glücklich und nur Sie selbst meinen immer, den dreifachen springen zu müssen?

Wie auch immer eine einzelne Methode strukturiert sein mag, entscheidend ist, dass sie zu Ihnen passt. Und in diesem Fall können Sie sogar nach dem ansonsten nicht unbedingt zu empfehlenden Prinzip vorgehen: »Was nicht passt, wird passend gemacht!« Wählen Sie aus den verschiedenen Möglichkeiten die Vorgehensweisen aus, die für Sie sinnvoll sind.

Was aber können Sie bereits in dieser Adventszeit tun, damit Sie beruflich und privat nicht hilflos übers Eis schlingern, sondern die Zeit geniessen und in eleganten Kurven dahingleiten können? Stellen Sie sich die Frage: »Warum mache ich das so?« Weil es nun mal »so ist« und alle anderen es auch tun? Weil es die vermeintlichen »Deadlines« Weihnachten und Silvester gibt? Ist das in jedem Fall so? Finden Sie heraus, was wirklich! absolut keinen Aufschub duldet. Der 2. Januar ist in der Regel ein Arbeitstag wie jeder andere. Erledigen Sie nachrangige Dinge, die nicht an Fristen gebunden sind, nach den Feiertagen. Es hat nichts mit Aufschieben zu tun, wenn Sie diese Zeit geniessen möchten, wie andere auch.

Die »Abgabefristen« vor Weihnachten und vor Silvester sind oft hausgemacht, weil wir die noch nicht erledigten Aufgaben gedanklich nicht über den Termin hinaus mitnehmen wollen. Sie erscheinen uns als Hindernis. Aber sind sie das wirklich? Wollen wir das glauben oder möchte man uns das gar glauben machen?

Kommunizieren Sie Ihren Vorgesetzten und Ihren Kollegen, welche Arbeiten Priorität haben und welche nicht, am besten vor dem Hintergrund klar definierter Ziele. Machen Sie ihnen klar, welche anderen wichtigen Arbeiten verschoben werden müssen, wenn Sie eine weitere Aufgabe »mal eben schnell« noch erledigen sollen, oder sagen Sie deutlich, wie viel zusätzliche Zeit Sie benötigen würden, um einen zusätzlichen Auftrag bearbeiten können.

Außerdem gibt es eine weitere, viel zu selten genutzte Möglichkeit: ein höfliches »Nein«, wenn es Ihren Zeitplan ins Rutschen bringt. Das verschafft Ihnen zum einen Handlungsspielraum und zum anderen Respekt. Wenn Sie zur rechten Zeit nicht ablehnen können, werden immer Sie derjenige sein, bei dem die To-Do-Listen anderer Leute landen.

Seien Sie ehrlich zu sich. Vertrödeln Sie Zeit, zum Beispiel mit Surfen, zu langen Telefonaten oder ausgedehntem Schwatzen im Büro Ihres Kollegen? Dann wissen Sie, was zu tun ist.

Diese Überlegungen zu Ihrem persönlichen Zeitmanagement können Ihnen das ganze Jahr über nützlich sein.

Um wieder auf die Adventszeit zurückzukommen: Müssen Sie tatsächlich auf allen Weihnachtsfeiern erscheinen, zu denen Sie eingeladen wurden oder können Sie vielleicht auch weniger wichtige Feiern absagen und damit Zeit für sich gewinnen? Setzen Sie auch hier Prioritäten bei Terminen und Einladungen, die für Sie beruflich oder persönlich wirklich wichtig sind.

In der Adventszeit bis zur Jahreswende ist es den meisten Menschen ein großes Bedürfnis, das erlebte und gestaltete Jahr Revue passieren zu lassen. Dies ist notwendig, um Klarheit zu gewinnen. Dazu brauchen wir Zeit und Musse. Gehen Sie also auch im privaten Bereich Ihre üblichen vorweihnachtlichen Abläufe durch und besprechen Sie diese zu Hause.

Kaufen Sie die Geschenke jedes Jahr kurz vor knapp ein? Machen Sie sich über das Jahr eine Liste mit Notizen und kaufen Sie die Geschenke übers Jahr verteilt. Möchten sich alle Beteiligten wirklich etwas schenken oder tun sie es aus Gewohnheit? Auch das kann man behutsam in Erfahrung bringen.

Tun Sie in der Adventszeit doch einmal etwas für andere Unternehmen. Viele Supermärkte bieten einen Lieferservice für Einkäufe, in manchen können Sie sogar Ihre Einkaufsliste abgeben, die dann von einem Mitarbeiter bearbeitet wird. Sogar auf vielen Wochenmärkten wird man Ihre Bestellungen aufnehmen, die Sie dann nur noch abholen müssen. Sie könnten auch Ihre Getränke online kaufen und liefern lassen. So müssen Sie sich weder durch die Läden wühlen noch an der Kasse in der Schlange stehen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Advent Zeit zu verschaffen. Nutzen Sie sie.

Und dann, an einem Dezembernachmittag, wenn das Licht bereits in einem dunkel leuchtenden Blau am Himmel steht, gehen Sie auf den Weihnachtsmarkt, bummeln an den Ständen entlang und schauen sich alles an – ohne Geld mitzunehmen. Es entspannt ungemein, einmal nichts zu müssen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne vorweihnachtliche Zeit und frohe Festtage.

 

Ihr Guido Roos