Man mag eigentlich nicht hinschauen, während Chuck Noland tut, was er tun muss. In Robert Zemeckis »Cast Away« ist der Manager eines Logistikunternehmens gezwungen, sich ohne Betäubung und mit primitivem, selbst ersonnenem Werkzeug einen vereiterten Zahn auszuschlagen. Was war geschehen?
Noland, gespielt von Tom Hanks, konnte sich als einziger Überlebender eines Flugzeugabsturzes auf eine einsame Insel retten. In seiner ungewissen Lage dort blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Entweder würde er an dem vereiterten Zahn zugrunde gehen oder er musste sich von dem erkrankten Körperteil trennen. Chuck Noland hatte sich selbst in diese Zwangslage gebracht. Er hatte vor seiner Dienstreise einen dringend notwendigen Termin bei seinem Zahnarzt verschoben. Und ging davon aus, dass nach seiner Rückkehr noch Zeit genug sein würde.
Zemecki greift in seiner zeitgenössischen Robinsonade zentrale menschliche Bedürfnisse auf, die für den Einzelnen wie für ein Unternehmen gleichermassen gelten: Sicherheit, Verbindung und Entwicklung – und daraus resultierend die Kraft voranzukommen.
Ein Unternehmensmanagement steht dauerhaft vor der Aufgabe, vorausschauend dafür zu sorgen, dass, unter anderem, diese drei Faktoren gewährleistet sind:
- Sicherheit (in Planung und Umsetzung etc.)
- Verbindung (zu den Mitarbeitern, Abteilungen, Kunden, Netzwerken etc.)
- Entwicklung (stetige Neuausrichtung und Anpassung des Unternehmens)
Dennoch geraten immer wieder Unternehmen, grosse wie kleine, in die Notlage, sich von Geschäftszweigen, Standorten und damit Mitarbeitern trennen zu müssen, um zu retten, was noch zu retten ist. Wobei der sinnbildliche vereiterte Zahn nicht die Menschen sind, die gehen müssen. Er steht für das Versäumnis der Verantwortlichen, ihr Unternehmen, zum Beispiel durch umfassende Digitalisierung, zukunfts- und damit wettbewerbstauglich zu gestalten – Stichwort »Industrialisierung 4.0«.
Nehmen wir an, diese Notlage ist in Ihrem Unternehmen bereits eingetreten oder steht unweigerlich bevor. Alle, vom Unternehmer bis zu den Menschen, die gehen müssen, haben Angst! Auf der Seite der Arbeitnehmer sind dies akute existentielle Fragen: Wie soll es jetzt weitergehen? Bekomme ich in meinem Alter überhaupt noch eine Arbeit? Wie soll ich meine Rechnungen bezahlen? – Nach der vermeintlich immerwährenden Sicherheit eines Angestelltenverhältnisses befindet sich der Mitarbeiter emotional im freien Fall.
Die Angst vor einem Absturz hat auch der Unternehmer. Hinzu kommt die oftmals uneingestandene Furcht vor den Reaktionen der Betroffenen. Wie umgehen mit Wut, Tränen oder Verzweiflung? Wie eine Kündigung so gestalten, dass man als Unternehmer am nächsten Morgen noch in den Spiegel schauen kann?
Dafür gibt es gute Wege. Und dabei geht es nicht darum, die Ängste in den »Griff« zu bekommen, also zu unterdrücken. Auf der einen Seite ist es unerlässlich, mit einer Standortbestimmung des Unternehmens die zukünftige Ausrichtung festzulegen, damit sich bedrohliche Zwangslagen möglichst nicht wiederholen. Ebenso wichtig ist eine saubere Trennung von den betroffenen Mitarbeitern. Ein Unternehmen sollte die Chance nutzen und die Gekündigten mit allen zur Verfügung stehenden Massnahmen beim beruflichen Neustart unterstützen. So kann man friedlich auseinander gehen.
Für diesen Ernstfall ist eine Newplacement-Beratung für beide Seiten eine sinnvolle Lösung.
Newplacement hat seine Wurzeln im gleichbedeutenden Outplacement. Es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals in den USA angewendet, um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden. Professionelle Berater unterstützten die heimkehrenden und oftmals traumatisierten Soldaten, sich wieder ins Berufsleben einzugliedern.
Für Sie als Arbeitgeber ist die Newplacement-Beratung eine Dienstleistung. Sie stellen Ihrem scheidenden Mitarbeiter nicht nur psychologische Hilfe zur Seite, sondern auch ein professionelles berufliches Coaching.
Für den Arbeitnehmer ist Newplacement ein längerer Prozess mit vielen Etappen. Einige davon sind:
- Begleitung in der Phase der Entlassung
- Beratung bei möglichen Abfindungsverhandlungen
- Zielsetzung für die Zukunft
- Neuorientierung bei einem Wechsel der Branche
- Begleitung bei Fort- und Weiterbildungen
- Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Stellenangeboten
- Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen
- Vorbereitung zu Vorstellungsgesprächen
- Konstruktives Feedback bei Bewerbungsprozessen
Für den entlassenen Mitarbeiter empfiehlt es sich, ein entsprechendes, vom Arbeitgeber „bezahltes“ Angebot anzunehmen. Das gibt ihm ein Gefühl der Sicherheit, aber auch die Gewissheit, nach Jahren einem oder mehreren neuen Bewerbungsprozessen gewachsen zu sein.
Sie haben es in der Hand, sich wohlwollend voneinander zu verabschieden und sich respektvoll wiederbegegnen zu können – und das passiert irgendwann garantiert. Der würdevolle Abschied gehört zu einer guten Unternehmenskultur. In Bewerberkreisen wird Ihnen das trotz der Havarie einen guten Ruf eintragen. Nicht zuletzt werden Sie friedvoller schlafen können.
Ihr Guido Roos